„Die Farbe ist fürs Auge, aber sie ist nicht bloß fürs Auge“, so formulierte es einst Goethe und stellte seine eigene physikalische Farbentheorie auf. Was sich noch so alles hinter Goethes Farbenlehre verbirgt, lesen Sie hier:
Nicht nur heute, sondern auch damals wusste man es: Goethe war ein Universalgenie! Ob Literatur, Geologie, Botanik, Osteologie oder Mineralogie – Goethe beschäftigte sich auf den vielfältigsten Gebieten. Auch in den Naturwissenschaften machte er einige Beobachtungen, unter anderem untersuchte und beschrieb er die Metamorphose der Pflanzen und ab 1790 bis zu seinem Tode beschäftigten ihn sogar Untersuchungen zu einer eigenen Farbenlehre. Selbst behauptete er von diesem Werk, dass es das bedeutendste Werk von ihm sei. Goethes Grundannahme dabei war es, dass eine Farbe erst im inneren Auge des Menschen entstünde und auf dessen Psyche einen erheblichen Einfluss hätte.
Die hohe Kunst von Goethes Farbenlehre
Goethes Farbenlehre fußt auf den visuellen Gegenpolen von hell und dunkel. Auch Goethe stellte dabei einen Farbkreis wie Newton auf, aber im Gegensatz zu dem Naturforscher Isaac Newton, ging Goethe nicht von der Entstehung des Spektrums als Resultat einer Teilung von weißem Licht aus. Der Schriftsteller war vielmehr davon überzeugt, dass Farben erst im menschlichen Auge erzeugt werden. Dabei waren die Helligkeit und Dunkelheit entscheidend. Überdies hinaus ordnete Goethe diesen Farben jeweils eine eigenständige Charaktereigenschaft zu, worin die eigentliche Kunst und Errungenschaft dieser Theorie lag. Nach langer Zeit, die diese Theorie in Vergessenheit geraten war, wurde diese wegen der psychologisierenden und damals so fortschrittlichen Farbtheorie widerbelebt.
Die unterschiedlichen Farbpaare in Kreisform
Laut Goethe gibt es nur zwei reine Farben: gelb und blau, die er diametral gegenüberstellt. Die Farbe Purpur ist zudem eine ganz besondere Farbe, da sie nicht aus anderen Farben mischbar ist und führt daher auch das Farbenspektrum von Goethe an. Das Grün wird wiederum aus dem Gelb und dem Blau zusammengemischt und bildet den Sukzessivkontrast zu dem Purpur, also die Komplementärfarbe und ist dem Purpur gegenübergestellt. Auch die Farben Gelbrot und Blaurot sind solche Komplementärfarben, die dem normalen Blau und dem Gelb gegenüberstehen.
Die emotionale Farblehre
Goethe teilte seinen Farbkreis dabei in zwei unterschiedliche Sektoren ein: die Plus- und die Minusseite. Die Farbtöne Gelb, Gelbrot bis Rot bildeten dabei den Plusanteil und den Minusanteil stellten die Farben von Blau, Grün bis Blaurot dar. Die gelbe Plusseite stand dabei stellvertretend für Licht, Helligkeit und Kraft und die blaue Minusseite stand dagegen für Dunkelheit, Finsternis und Schwäche. Goethe sah in dem Blau „das Dunkle, die Kälte oder die Leere“, wohingegen Gelb positiv als „Licht, Reinheit oder Wärme“ gedeutet wurde. In seiner psychologischen Wirkung auf den Menschen wirkten sich diese Zuweisungen laut Goethe auch aus, denn galten die Farben der Plusseite allgemein als stimulierend, anregend und behaglich. Im Kontrast dazu bewirkten die Farben der Minusseite Unruhe, Unbehagen und Gebrechlichkeit.
Quelle: germanblogs.de, Bild: „Goethe, Farbenkreis zur Symbolisierung des menschlichen Geistes- und Seelenlebens, 1809“ von Das Original wurde von Luestling in der Wikipedia auf Deutsch hochgeladen - Übertragen aus de.wikipedia nach Commons durch Andrei Stroe mithilfe des CommonsHelper. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons